Fehlertolerantes Quantencomputing: IBM setzt zur Überholung an

Quantencomputer gelten seit Jahren als Gamechanger – als technologische Hoffnungsträger, die alles verändern könnten: von der Medikamentenentwicklung über die Materialforschung bis zur Optimierung komplexer Systeme. Doch bislang blieben viele dieser Versprechen unerfüllt. Die Systeme sind noch zu instabil, zu fehleranfällig und zu schwer skalierbar, um einen echten Mehrwert für die breite Anwendung zu liefern. Genau hier setzt IBM an – mit dem erklärten Ziel, die weltweit führende Plattform für fehlertolerantes Quantencomputing zu entwickeln.

In der neuen Folge von AI Talk spricht Host Stephan Lendi mit Dr. Heike Riel, IBM Fellow und Leiterin Science & Technology bei IBM Research in Rüschlikon. Gemeinsam mit Co-Host Dalith Steiger-Gablinger beleuchtet er, wie IBM mit seiner Roadmap und neuen Hardwareplattformen wie dem Quantum System Two die Grundlagen für den Durchbruch im Quantencomputing schaffen will.

Heike Riel zählt zu den führenden Physikerinnen Europas. Ihre Forschung reicht von OLED-Displays bis zur molekularen Elektronik, sie ist vielfach ausgezeichnet und wird 2025 das Präsidium der Deutschen Physikalischen Gesellschaft übernehmen. Bei IBM leitet sie jene Teams, die mit der Entwicklung fehlertoleranter Quantencomputer betraut sind – also jener Systeme, die nicht nur quantenmechanisch rechnen, sondern dies auch zuverlässig und stabil tun.

Im Gespräch geht es unter anderem um die Herausforderungen auf dem Weg zu skalierbaren Systemen mit hunderttausenden Qubits. Die aktuellen Quantenchips von IBM – etwa Eagle mit 127 Qubits oder Osprey mit 433 Qubits – sind wichtige Meilensteine auf diesem Weg. Doch erst mit massiver Fehlerkorrektur wird aus einer vielversprechenden Technologie eine verlässliche Plattform. IBM strebt genau das an: eine Architektur, die klassische Steuerung und Quantenhardware so kombiniert, dass sich Rechenoperationen bei niedrigen Fehlerquoten zuverlässig ausführen lassen.

Ein weiterer Fokus der Folge liegt auf Europas Rolle im globalen Quantenrennen. Was braucht es, damit europäische Forschung, Industrie und Politik nicht nur mithalten, sondern eigene Akzente setzen können? Riel spricht über notwendige Investitionen, über strategische Allianzen und über die Bedeutung langfristiger Grundlagenforschung.

Nicht zuletzt geht es um die Schnittstelle zwischen Quantenphysik und künstlicher Intelligenz. KI hilft heute bereits, Quantenprozesse effizient zu steuern, Fehler vorherzusagen oder Hardwaredesigns zu optimieren. Gleichzeitig stellen Quantencomputer neue Anforderungen an Softwareentwicklung, Simulation und Sicherheit – etwa bei der Post-Quanten-Kryptografie.

AI Talk zeigt mit dieser Folge erneut, wie wichtig der interdisziplinäre Austausch ist – und wie sehr technologische Durchbrüche nicht nur von Rechenleistung, sondern auch von gesellschaftlicher Einbettung und politischem Willen abhängen.

Jetzt reinhören auf Podigee, Spotify oder überall, wo es Podcasts gibt.

Weiter
Weiter

From Vision to Impact: How Dalith Steiger-Gablinger Is Shaping the Global AI Dialogue